Mit der Shoah hat der Antisemitismus im 20. Jahrhundert seinen destruktiven Höhepunkt erreicht. Die Umsetzung des nationalsozialistischen Vernichtungsantisemitismus war jedoch nur auf Basis systematischer Durchdringung weiter Teile der deutschen Bevölkerung mit antisemitischen Ressentiments in den Jahrzehnten davor möglich. Dass diese nach 1945 nicht verschwanden, sondern sich tradierten und heute in unerwartetem Ausmaß wieder an die Oberfläche zu treten vermögen, demonstriert die wandelbare Gestalt des antisemitischen Ressentiments. Seine Langlebigkeit legt nahe, dass es sich nicht um ein einfaches Vorurteil handelt. Die israelische Historikerin Shulamit Volkov prägte daher die Formel vom Antisemitismus als »kulturellem Code«. Vom religiösen Judenhass über das Phantasma rassischer und kultureller Überlegenheit bis hin zur gerecht und solidarisch sich gebenden sozialen Rebellion erweist sich das antijüdische Ressentiment als flexibel und zeitgemäß. Dass es dabei dennoch meist bestimmte Grundmuster perpetuiert, gehört zum Geheimnis seines Erfolgs.
18.04. Die Gegenwart des Antisemitismus
Dr. habil Klaus Holz (Evangelisches Studienwerk Villigst)
25.04. Antisemitismus und literarische Form. Strukturelle Überlegungen zu einem komplexen Verhältnis
Dr. Hajo Hahn (Simon Dubnow Institut Leipzig)
09.05. Liberaler Antisemitismus und ambivalente Moderne: Nation und Narration bei Gustav Freytag
Dr. Christine Achinger (University of Warwick)
23.05. Zur Spezifik protestantischer Judenfeindschaft
Dr. Gabriele Lademann-Priemer (Evangelische Kirche Nordelbien)
13.06. Die nationale Orientierung des polnischen Antisemitismus
Dr. Agnieszka Pufelska (Forschungsforum Europäische Aufklärung Potsdam )
20.06. Der Iran zwischen Antisemitismus und Atomaufrüstung
Dr. Wahied Wahdat-Hagh (European Foundation for Democracy)
NEUER TERMIN: 11.07. Populäres Bild – Stereotyp – Antisemitismus
Dr. Ole Frahm (Arbeitsstelle für Graphische Literatur Hamburg)
Koordination: Volker Weiß M.A. (Evangelisches Studienwerk Villigst), PD Dr. Kirsten Heinsohn (Historisches Seminar / Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg), Dr. Gesine Carl (Historisches Seminar)
Mit Unterstützung des Evangelischen Studienwerks e.V. Villigst und des Villigster Forschungsforums zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus e.V.